18. SONNTAG IM JAHRESKREIS
Kohelet (1,2; 2,21-23)
Evangelium nach Lukas (12,13-21)
Was braucht es, damit wir unser Leben als gut und gelungen bezeichnen können? Was brauchen wir zum Leben? Wirtschaftswachstum? Immer mehr produzieren, damit wir immer mehr verbrauchen, konsumieren und Sachen kaufen können, die wir eh nicht brauchen? Worauf baue ich mein Leben? Wovon erhoffe ich mir Halt? Was ist in meinem Leben das Wichtigste? Was beherrscht meine Erwartungen, Hoffnungen, meinen Einsatz? Was strebe ich in meinem Leben an, damit ich Lebenserfüllung und Glück finden kann?
Der Mann im heutigen Evangelium könnte unser Zeitgenosse sein. Er will all das, was er erwirbt, gut anlegen, nichts vergeuden und auch für die Zukunft sein Leben absichern. Das scheint vernünftig zu sein und legitim. Reich sein ist nichts Falsches. Aber nicht sein Besitz wird verurteilt, sondern seine Einstellung: Er denkt nur an sich. Er will das Leben nur für sich genießen. Du Narr! Heute noch könntest du sterben! Der Sinn des Lebens besteht doch nicht darin, im Überfluss zu leben, während andere hungern. Das Totenhemd hat keine Taschen. Ich muss alles zurücklassen. Ich bin nicht der Besitzer meiner Güter, nur ihr Verwalter. Ich kann mir nichts ins Grab mitnehmen.
Wozu sich abmühen, wenn der Tod am Ende doch alles verschlingt? Wozu Reichtümer ansammeln, wenn man sie am Ende alle aufgeben muss? Wozu sich um Erkenntnis, Ruhm und Ansehen bemühen, wenn man schließlich alles mit ins Grab nimmt?
Der Reiche des heutigen Evangeliums erinnert an den Touristen, der einem griechischen Fischer erklärt, er sollte doch nach getanem Fischfang nicht faul in der Sonne liegen, sondern ein zweites Mal ausfahren, am hellen Vormittag, um mehr Ertrag zu machen. Warum - fragt der Fischer? - Damit du ausbauen kannst, ein zweites Boot, einen Angestellten, dann bald einen größeren Kutter, ein kleines Unternehmen und dann immer mehr Schiffe unter deinem Namen. Warum – fragt wieder der Fischer – sollte ich das tun? - Damit du eines Tages reich bist und dich in der Sonne hinlegen und die anderen arbeiten lassen kannst. - Das kann ich ja jetzt schon, antwortet der Fischer.
Die Gefahr ist groß, dass nicht der Mensch Geld, einen Ruf oder seine gesellschaftliche Stellung besitzt– sondern dass diese Dinge ihn besitzen, ihn „besessen“ machen. Immer mehr Habenwollen, Kaufen und Besitzen, Gewinnmachen und Anhäufen. Wer aber nur das Habenwollen im Kopf hat, der verliert seine innere Freiheit. Das deutsche Wort »Habsucht« bringt das treffend zum Ausdruck. „Sucht“ kommt von »siech«- krank. Der Habsüchtige ist krank vom Haben, krank vom Habenwollen.
Ein weiser Mann führt einen Reichen an sein Fenster. „Sieh hinaus und erzähle, was du siehst.“ „Menschen“, antwortet der Reiche. Darauf führt ihn der Weise vor einen Spiegel. „Was erblickst du jetzt?“ „Ich sehe mich selbst“, sagt dieser. Darauf sagt der Weise: „Merke: Das Fenster ist aus Glas, und der Spiegel ist aus Glas. Aber das Glas des Spiegels ist mit ein wenig Silber belegt. Kaum kommt ein wenig Silber dazu, so hörst du auf, andere Menschen zu sehen. Du siehst nur noch dich selbst.“ Einer hat einmal gesagt: „Manche Menschen sind so arm, dass sie nur Geld besitzen.“
Was bleibt von dem, was uns lieb und oft auch teuer ist? "Windhauch, Windhauch..." lamentiert Kohelet im Alten Testament. Alles vergeblich und vergänglich! Was wird aus all dem, wenn ich einmal nicht mehr bin? Er fürchtet, dass seine Erben damit nicht viel werden anfangen können. Bestenfalls landen die ihm ans Herz gewachsenen Gegenstände auf einem Flohmarkt, schlimmstenfalls auf dem Müll.
Jesus eröffnet hier eine Wertediskussion. Es gilt immer wieder neu zu überlegen, welchen Wert wir materiellen Dingen, Besitz, Macht, Ruhm und Ehre zumessen. Es darf nicht die Pflege unserer Beziehung zu Gott unter die Räder kommen. Es kommt darauf an, während unseres Lebens genau auszusuchen, was notwendig ist, Ballast abzubauen, um eine "gute Ernte" bei Gott einzubringen. Wir dürfen unser Leben nicht verfehlen.